Seit einer Weile bin ich beim Carpe-Diem-Club Mitglied. Nein keine Sorge, das ist keine exklusive und teure Mitgliedschaft. Viel mehr ist es eine Facebook-App, die du selbst auch kostenlos nutzen kannst. Mit einer Aufgabe pro Tag, liefert es herausfordernde, abwechslungsreiche und spannende Impulse für einen selbst. Ich bat Silke Schippmann, eine der Initiatorinnen, um ein Interview. Darin gehen wir ausführlicher darauf ein, was der Carpe-Diem-Club ist.
Jan: Hallo Silke! Schön, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst. Bevor wir über den Carpe-Diem-Club reden, würde ich dich bitten, dich kurz selbst vorzustellen.
Silke: Hi Jan, vielen Dank für dein Interesse! „Mein Name ist Silke Schippmann, ich bin 41 Jahre alt und komme aus Hamburg“ (sage ich immer, weil mein aktuelles Heimatstädtchen im Südosten Hamburgs so etwas wie Klein-Hamburg ist). Nach 16 Jahren in der psychiatrischen Pflege bin ich 2006 nach meinem Studium auf dem 2. Bildungsweg ins Community Management eingestiegen. Erst einige Jahre bei XING, dann bei Qype und zuletzt bei dem Expertenportal der Pro 7 Sat.1 Gruppe. Seit 2012 bin ich selbständig und seit Februar 2013 nach einigen Monaten auch offiziell in der Geschäftsführung des carpe diem Clubs.
Nebenbei habe ich den Bundesverband Community Management e.V. als Vorstand mit aufgebaut und in meiner Freizeit organisiere und besuche ich so genannte LARPs. Live Action Roleplaying, das ist sowas wie „Herr der Ringe in echt“. Spiele, bei denen wir Menschen die Figuren sind.
Jan: Super, nun kennen wir dich ein wenig. Nun lass uns den Carpe-Diem-Club kennenlernen. Um was geht es da genau?
Silke: Es geht darum, dass wir unseren Mitgliedern an jedem Tag durch eine so genannte Tagesaufgabe einen Anreiz bieten wollen für den Dialog unter Freunden und um sich dabei selber besser kennenzulernen. Jede dieser Aufgaben kommt aus einem von 6 speziellen Themenbereichen, eine an jedem Tag, und am Sonntag haben alle frei. 😉
Jan: Um das nochmal klarer zu machen: Alle Teilnehmer bekommen jeden Tag die gleiche Aufgabe. Das war mir am Anfang noch unklar. Was passiert mit den Impulsen aus den alten Aufgaben? Sind die für immer verloren oder gibt es da irgendwann mal ein Archiv, dass alle Teilnehmer einsehen können?
Silke: In der Tat bekommen alle die gleiche Aufgabe! Wir möchten unseren Mitgliedern die Möglichkeit geben, sich auszutauschen und inspirieren lassen von den Lösungswegen anderer. Das macht grade den Reiz aus. Angeregt und inspiriert, auch immer mit einem zwinkernden Blick kann, muss man sich aber nicht jeder Aufgabe stellen. Aber, zum Archiv: Im Moment gibt es leider noch kein sinnvoll einsehbares Archiv.
Jan: Apropos Archiv: Wie lange macht ihr das denn schon?
Silke: Der Name stand am Anfang. Einen „carpe diem-Club“ war die Idee von drei Freunden. An einem langen Grillabend diskutierten meine Partner Cord, Gerrit und Kristiaan diskutiert über den Sinn und Unsinn von Facebook und Browser Games. Sie haben sich dabei folgende Fragen gestellt: Die Vernetzung nimmt immer mehr zu, ist omnipräsent, aber was ist der eigentliche Zweck und Inhalt des Austausches? Wird Facebook nicht irgendwann „trocken laufen“? Die Gründer sahen immer mehr ritualisierte Vernetzungslangeweile „Ich mach mir jetzt mal einen Tee.“ und einen öden, weil künstlichen Profilierungswettbewerb der „coolsten Party“, der „schönsten Kinder“, der „tollsten Urlaubsfotos“… Cord Brockmann, einer der Gründer, beschreibt es so:
Wir alle sind vernetzt, aber warum? Und die Browser Games, das „Abtauchen in virtuelle Welten“, das Profilieren mit heldenhaften Zauberschwertern, das Protzen mit virtuellen Wohnungen, oder auch das Pflanzen mit befreundeten Gartenzwergen schien uns so banal wie traurig.
Wir tauchen ab, aber wohin? Wo bleibt der Zauber des „echten Lebens“? Wo ist noch Platz für ein „authentisches Miteinander“? Was wäre der Gegenentwurf zu „mein Haus, mein Auto, meine Pferdepflegerin“?
An diesem Abend haben wir uns dazu entschieden, den carpe diem-Club zu gründen. (Pate stand dabei auch der wundervolle Film „Club der toten Dichter“.)
Damit wurde der Grundstein für das Beta-Release im November 2011 gelegt. Dass wir mit der Namensgebung quasi ein „selbsterklärendes Versprechen“ gefunden hatten und heute über eine europaweit geschützte Marke verfügen, ergab sich erst nach vielen Monaten gemeinsamer Arbeit.“
Meine Wenigkeit komplettierte das Team aus Marketingexperte, Designer und Entwickler um die Komponenten Social Media und Kommunikation.
Jan: Das sind schon über 750 Tage und damit auch über 750 Aufgaben. Ganz schön viel. Wer hat sich die alle ausgedacht?
Silke: In der Hauptsache meistens unser kreativer Kopf und begnadeter Designer Gerrit, und, leider sehr viel seltener, ich selbst.
Jan: Bei all den vielen Tagesaufgaben: Was war deine Lieblingsaufgabe?
Silke: Ich löse gerne und häufig die Herzerwärmeraufgaben, die liegen mir am meisten. Ich mag die Zeitreiseaufgaben („Wer waren deine besten Freunde, als du 8 Jahre alt warst?“) oder Zitatfragen („Welche Stelle in einem Liedtext bedeutet dir besonders viel?“)
Jan: Jeder Teilnehmer hat ja eine persönliche Statistik. Wie viele Aufgaben man gelöst hat und prozentual wie auf die sechs Bereiche verteilt. Habt ihr so etwas auch über alle Teilnehmer? Beispielsweise wie viel Aufgaben im Durchschnitt gelöst werden? Oder welche Bereiche besonders beliebt oder unbeliebt sind.
Silke: Die Tagesaufgaben kommen jede Woche aus den Bereichen: Herz, Mut, Kreativität, Wissen, Humor und Willensstärke.
Durch eine regelmäßige Beteiligung (lösen und nicht lösen der Tagesaufgabe) bildet sich ganz automatisch das eigene Charakterprofil ab: Ist man eher der „Herzerwärmer“, oder vor allem ein „Schweinehundbesieger“? Unterhält man gern als „Launeheber“, oder ist mal als „Welterklärer“ unterwegs? Beweist man sich lieber als „Schneidhaber“, oder als „Talentbenutzer“. Tatsächlich werden alle Bereiche von den unterschiedlichen Nutzergruppen unterschiedlich stark und gerne erfüllt, jeder hat so seine Vorlieben.
Die Zahlen dazu werten wir aber nicht aus, viel interessanter ist, mit welchen Fragen sich viele Menschen auseinandersetzen und bei welchen sie lieber passen.
Jan: Was plant ihr für die Zukunft: Wie soll sich der Carpe-Diem-Club weiterentwickeln?
Silke: Das ist die große Frage an der wir aktuell sehr konzentriert arbeiten! Wir sprechen mit möglichen Kooperationspartnern, wir wollen endlich mehr PS auf die Schiene bringen und damit viele neu Spieler anziehen. Für diese ist und bleibt der carpe diem-Club übrigens in jedem Fall kostenfrei!
Jan: Dann wünsche ich euch und den Teilnehmern weiterhin viel Erfolg mit dem Carpe-Diem-Club! Was wäre abschließend deine Tagesaufgabe für alle, die dieses Interview nun gelesen haben?
Silke: Sagen wir mal, heute ist der Herzerwärmertag – mein Lieblingstag! Habt ihr schon mal ganz uneigennützig etwas verschenkt? „Nimm‘ heute eine Münze, mindestens aber 1 Euro, und platziere sie gut sichtbar an einer beliebigen, öffentlichen Stelle. Niemand soll mitkriegen, dass du sie dort platzierst, aber du darfst dich heimlich darüber freuen, dass du jemanden die Freude des Findens bereitest.“
Jan: Eine schöne Idee! Und das ergänze ich natürlich noch mit der Aufgabe, sich jetzt gleich für den carpe diem-Club anzumelden. Es kostet ja schließlich nichts und eine E-Mail am Tag mit der Aufgabe tut auch nicht weh.
Danke dir für das Interview Silke!
Silke: Herzlichen Dank an dich, Jan!
Das ist ja spannend, hab mich direkt angemeldet :))
Sehr gut! Dann hast du diese Tagesaufgabe ja schon mal mit Bravour bestanden! 😉