In dem von mir hochgeschätzten Burnout-Blog war es seit März still – ganz still. Heute kam nun die Ausmeldung, eine Meldung über das Scheitern des Blog.
Das Scheitern? Eines Weblogs? Kaum vorstellbar für all jene, die das Web-2.0-Fähnchen hochhalten. Ist das Burnout-Weblog wirklich gescheitert?
Aber das Burnout-Blog ist nicht wirklich gescheitert. Ganz im Gegenteil – es war (und ist) ein großartiges Beispiel für den Erfolg eines Weblogs. Top-Plätze zum Stich
wort Burnout (zeitweise bis auf Platz 2, wenn ich mich richtig erinnere) bei Google belegen dies exem
plarisch. Die Ideen, das Wissen, die Mitteilungen haben viele Menschen erreicht und bei vielen sicherlich weitergeholfen und in schwierigen Burnout-Situationen unterstützt denn „du bi
st nicht allein“.
Und das Weblog hat viele Anfragen erzeugt. Es hat die Leser so gut erreicht, dass diese Ihre Fragen gestellt haben. Fragen, die an den Angeboten der Burnout-Bloggerin
, der Burnout-Prävention vorbeigegangen sind. Ich glaube ich habe Burnout, können Sie mir helfen? Welche Klinik können Sie mir empfehlen? Können Sie mir Material schi
cken? Ich kann die Fragen förmlich hören. Aber sie haben fast alle mit Burnout nicht aber mit Burnout-Prävention zu tun. Wurde das Ziel des W
eblogs verfehlt?
Nein, ich denke nicht. Das Ziel eines Weblogs ist die Aufmerksamkeit zum Thema. Das Thema ist Burnout. Und die Aufmerksamkeit zum Thema Burnout wurde perfekt erreicht
. Aber die (meisten) Menschen lesen nicht. Sie stellen Fragen ohne zu nachzuschauen, ob sie die Fragen an die richtige Stelle stellen. Man könnte auch sagen, sie fragen ohne darüber nachzudenken, wen und was sie fragen. Denn es steht klar da: Schwerpunkt Burnout-Prävention. Auf jeder Seite. Fast ganz oben.
Dieses Phänomen erlebe ich oft. So werde ich gefragt, wo sich mein Restaurant befindet – das Restaurant eines Hobbykochs? We
nn wir bei ETES schreiben, dass wir ERP-Software, Linux und Internet-Dienstleistung anbieten – warum fragt man uns dann nach Microsoft-Windows-Server
n und einer neuen Festplatte für Fritzchen Müllers Spiele-PC?
Aufmerksamkeit wirkt auf alle – nicht nur auf die Zielgruppe. Wer öffentlich anbietet, dem werden dazu Fragen gestellt. Passende und unpassende. Fragen mit Na
chdenken und Fragen ohne Nachdenken. Man muss sie filtern, vertrösten, abweisen – und das kostet Zeit und Kraft.
Mehr als deutlich sagen was man macht kann man nicht. Wenn andere nicht zuhören ist das nicht der eigene Fehler. Werden die Fragen der nicht zuhörenden zu viel muss m
an Aufmerksamkeit abgeben. Sie auf Andere zu lenken. Dann kann man seine eigene Aufmerksamkeit wieder auf die wirklichen Fragen richten. Auf die der Kunden. Und mit denen kann man wie
der über ein Weblog kommunizieren – über ein geschlossenes vielleicht, ganz ohne Aufmerksamkeit von außen.
Was kann oder muss man anders machen? Vielleicht gar nichts. Man hätte die Anfragen in Geld umwandeln können. Mit einer passenden Kooperation gegen Provision. Das wär
e finanziell sicherlich erfolgreich. Aber es nicht zu tun zeugt davon seine eigentliche Aufgabe ernsthaft wahrzunehmen. Sich zu konzentrieren. Das zu tun was man am besten kan
n.
In diesem Sinne wünsche ich Stephanie Dann weiterhin alles Gute und vielen Erfolg mit Ihrer Burnout-Prävention für Ihre Kunden.
Danke sehr!
Was für eine Laudatio. Ich bin ziemlich gerührt.
Guter Beitrag!
Ich nehme (als ehemaliges Burnout-Opfer) an, dass die meisten erst an das Thema Burnout denken, wenn sie drin sind, also einen Burnout haben. Das Ereignis „Burnout“ ist elementar, weil man auf einmal von allen normalen gesellschaftlichen Aktivitäten mangels Leistungsvermögen (das ist ja gerade „weggebrannt“) ausgeschlossen ist. Dann greift man nach jedem Strohhalm, auch wenn es thematisch gar nicht so richtig paßt. Die Not ist einfach so groß. Das kann man wohl nur verstehen, wenn man diesen totalen Zusammenbruch selbst erlebt hat. Bis dahin wirkt der Begriff „Burnout“ seltsam leer – und die Betroffenen irgendwie fremd.
Dennoch, man kommt auch aus einer solchen Lebenskrise (geläutert ;-)) wieder raus.
Schade, wenn auch nachvollziehbar, ist nur, dass ein guter Blog am Leidensdruck der Betroffenen, oder besser an der Unfähigkeit der übrigen Gesellschaft, sich für ein brennend heißes Eisen in ausreichendem Maße zu interessieren (nämlich soviel, dass ein guter Blog davon leben kann), scheitert.
Grüße,
Michael