Wohin gehen die nächsten Barcamps? Diese Frage wirft Patrick in seinem Weblogeintrag Barcamp Hamburg: Abschied der Avantgarde? auf. Und die Frage verhallt nicht ungehört. Um es auf den Punkt zu bringen: Wie viel Kommerz verträgt ein Barcamp?
Dabei geht es um drei Dinge: Erstens um Firmen, die solche „Community“-Treffen nutzen, um Ihre Firmen und Ideen zu präsentieren. Und zweitens um Sponsoren, die das Geld oder andere Mittel zu solchen Veranstaltungen beisteuern. Schließlich drittes, ob Barcamps dadurch und durch „Überorganisation“ zu sein einem Kongress statt einem Barcamp verkommen.
Aber diese Frage ist nicht neu. Sie ist nur für Barcamps neu. Eine andere Community hat längst ihr Antworten gefunden, finden müssen. Denn um Open-Source-Veranstaltungen wie den Linuxtag gab es solche Diskussionen schon vor vielen Jahren. Und wenn wir bei diesem Beispiel bleiben, frage ich, was an einer „professionellen“ Organisation und Geld schlecht sein muss. Wer den Linuxtag kennt wird wissen, dass er sich gewandelt hat. Aber in meinen Augen nicht unbedingt zum schlechten. Er ist nur anders geworden.
Und gerade die Open Source Szene hat längst bewiesen, dass die Community in der Lage ist mit den großen (kommerziellen) Anbietern Schritt zu halten – dort bei der Software, hier eben bei (Un-)Konferenzen. Hier wie dort wird und muss es meiner Meinung nach Firmen geben, die Geld mit diesen Themen verdienen, die Projekte fördern und die als Sponsoren Veranstaltungen unterstützen. Daraus folgt eine raschere Weiterentwicklung als es die Community aus eigener Kraft erzielen könnte. Ein Nachteil? In meinen Augen nein.
Daher sehe ich keine Gefahr durch eine Kommerzialisierung von Barcamps. Sie werden sich durch Startups und Sponsoren genauso wie durch die Teilnehmer selbst weiterentwickeln. Ich finde von der Kommerzialisierung bis hin zu den Tiefen der Technik sind alle Themen auf einem Barcamp wichtig. Wie viel Platz sie einnehmen hängt dabei von den Teilnehmern selbst ab. Und eine klarerer Organisation bzw. Struktur schadet in meinen Augen nicht. Den auch eine spontane Konferenz muss nicht zwangsläufig chaotisch verlaufen. Beispiele wie die Wikipedia zeigen in meinen Augen ganz klar, dass man eine Organisation und Strukturen auch da benötigt, wo ursprünglich unorganisiert und chaotisch gearbeitet wurde. Ebenso ist es mir egal, ob wir uns wären belegten Semmeln oder neben dem Luxus-Catering-Buffet unterhalten. Das wichtig ist dabei, dass wir uns unterhalten und nicht was wir dabei essen.
Als Teilnehmer und insbesondere auch als Organisatoren müssen wir nur einen Weg finden wie wir die beiden größten gegensätzlichen Aspekte Business und Community unter einen Hut bringen. Einen möglichen Lösungsweg zeichnet der Linuxtag vor: Dort gab es (dieses Jahr weiß ich es nicht, weil ich nicht da war) in den letzten Jahren neben der Ausstellung auch einen Businesskongress in der Nachbarhalle. Eine mögliche Übertragung auf Barcamps wäre beispielsweise einen zusätzlichen Barcamp-Business-Tag am Freitag vor dem Barcamp durchzuführen der mehr zum Austausch von Startups, Gründern, Geldgebern, etc. dient und an den Folgetagen diese Themen nur allgemein zu diskutieren statt hier Geschäftsideen in Sessions vorzustellen. Eine andere Möglichkeit wäre die Sessions ein wenig thematisch zu gruppieren, wie das auch auf der Abschluss-Session in Hamburg angesprochen wurde.
Aus meiner Sicht bot sowohl das Barcamp in Frankfurt wie auch das vergangene in Hamburg eine gute Mischung und ich kann mich unter anderem Robert nur anschließen, dass es eine sehr schöne Veranstaltung war. Danke an die Orga und die Sponsoren!
Wohin der Weg der nächsten Barcamps geht legen wir selbst fest. Es ist unsere gemeinsame Reise und jeder kann an der Routenplanung teilhaben. Ich freue mich auf unser nächstes Reiseziel Köln!