Vor einer Weile durfte ich im Berliner Olympiastadion eine Führung erleben, die ich so spannend fand, dass ich sie unmittelbar weiterempfohlen habe: Die Techniktour exklusiv. Nachdem ich bei der zweiten Besichtigung leider nicht mit dabei sein konnte (da wollte ich auch noch mal Fotos machen), kommt hier mein Bericht für euch.
Vorab der Hinweis: Es gibt zwei Techniktouren: Die exklusive Version mit Besichtigung des Dachs und die „normale“. Jetzt im Winter wird nur die normale angeboten. Ab März gibt es auch die exklusiven Techniktouren wieder. Einen Überblick über alle angebotenen Touren findet ihr hier.
Spannend und empfehlenswert ist die Tour aus meiner Sicht vor allem, weil man hier Einblicke in die Architektur und Gebäudetechnik bekommt, die einem sonst nicht zugänglich sind. Selbst für mich, der sonst eher wenig Bezug zu Sport oder speziell Fußball hat (wenn man jetzt mal von meinen WM-Rezepten absieht), war das sehr beeindruckend. Wobei die Tour als solche durchaus auch schon anstrengend ist – vor allem wenn man wie ich dazu mit dem Fahrrad angereist ist.
Ich nehme euch einfach mal mit auf unsere Tour, die sich mit Bildern viel besser beschreiben lässt als mit Worten.
Direkt nach dem Tourstart bietet sich natürlich erst mal der Blick in das Stadion selbst, wie man es auch von Sportveranstaltungen kennt. Dabei lernen wir, dass es sich um ein Erdstadion handelt. Das bedeutet, dass Spielfeld liegt unterhalb des normalen Erdniveaus. Und was dort passiert, will natürlich in die weite Welt – oder zumindest einen Teil davon – übertragen werden. Dabei spielt dieser unscheinbare graue Kasten neben einer Treppe eine entscheidende Rolle:
Denn dort werden die Kabel aus den Übertragungswagen in das Olympiastadion hineingeführt. Dieses sind nicht fest installiert und werden immer wieder neu pro Event verlegt.
Während unserer Führung war gerade kein Event verkabelt. Aber man kann sich vorstellen, was hier an Kabelmengen verlegt wird, wenn es sich um ein sportliches Großereignis handelt.
Die Kabel enden dann im Haus an einem solchen Verteilerkasten für Übertragungskabel. Unsere Tour führt uns als nächstes auf das Spielfeldniveau.
Spannenderweise ist das Berliner Olympiastadion eines von sehr wenigen, wo die Farbe der Tartanbahn abweicht. Da will man wohl dem aktuellen Hauptnutzer Herta BSC gefallen, die sich ja durchaus immer wieder mit dem Gedanken eines neuen Stadions befassen was die Stadt Berlin natürlich ungerne sehen würde. (Aktuelle Meldung von Anfang Mai 2018.)
Unmittelbar in Spielfeldnähe befindet sich im Inneren des Olympiastadions diese kleine ökumenische Kapelle. Die vergoldeten Wände umfassen Bibelsprüche in 18 verschiedenen Sprachen. Die Nutzung ist nicht nur Sportlern vorbehalten: Wer möchte kann hier auch heiraten oder Taufen vornehmen lassen. Das passende Ambiente hat die Kapelle dazu definitiv.
Das ist der Anblick, der mich am meisten überrascht hat. Denn unsere lieben Sportler sind durchaus auch Bewegungsmuffel. Diese Rolltreppe bringt die Fußballer zu Spielbeginn an ihren Zielort. Offizieller Grund ist natürlich, dass man mit den Fußballschuhen nicht so gut Treppen laufen kann. Na gut… Ich lasse das mal so stehen, da ich selbst noch nie welche anhatte. 🙂
Sorry, liebe Herta-Fans: Dieser Anblick ist nicht Teil der Technik-Tour – egal in welcher Variante. Da wir als Blogger eingeladen waren gab es diesen Einblick extra dazu. Aber ihr könnt euch ja auch noch die separat angebotene Herta-Tour gönnen – da gibt es dann noch mehr Herta-Highlights zu entdecken…
Auch im Stadion ist es natürlich kalt. Und damit niemand frieren muss gibt es hier ein paar Heizungskreisläufe. Rechts im Bild ist übrigens Tim, unser Tourguide, zu sehen. Herzlichen Dank an dieser Stelle für seinen Einsatz!
Wenn im Stadion das Licht ausgeht, könnte das eine Panik auslösen. Daher ist das Stadion mit einer redundanten Stromversorgung ausgestattet. Sollte diese umgeschaltet werden müssen, überbrückt diese „kleine“ USV-Anlage. Sollte es sich um einen längeren Komplettausfall handeln, reichen die Reserven hier, um das Stadion in Ruhe evakuieren zu können bevor das Licht dann ganz ausgeht.
Neben den Mannschaftskabinen finden sich jeweils Sanitärbereiche und diese Entmüdungsbecken. Natürlich dienen diese nur und ausschließlich medizinischen Zwecken und auf keinen Fall möglicher Feiern nach den Spielen. Allerdings deuten so mache Spuren darauf hin, dass eine ordnungsgemäße Nutzung in Feierstimmung nicht immer gegeben ist.
Ob es für die rein medizinische Nutzung der Ermüdungsbecken solch große Filteranlagen braucht. (Wobei das Bild davon nur einen kleinen Teil zeigt!) Diese überlasse ich gerne eurer Phantasie…
Auch ein Einblick in die Dimensionen des Olympiastadions bietet dieses Bild sehr eindrücklich. Im Keller befindet sich mal eben ein Übungs- und Aufwärmbereich mit kompletten Laufbahnen. Ich kenne wahrlich nicht viele Gebäude, die dafür Platz im Keller haben. In diesem Bereich finden übrigens auch die Pressekonferenzen statt.
Langsam führt uns unsere Tour wieder nach oben. Hier der Blick auf das Maifeld mit dem wunderschönen Sonnenuntergang.
Auch das andere Ende der Kabelstränge ist natürlich Teil der Techniktour: Was wir eingangs als Kabelzuführungen sahen, führt natürlich auch auf die Kommentatorenbühne. Diese wurde zur WM 2006 übrigens extra erweitert. Wenn ich dann an die Kabelführungen vom Start der Tour zurückdenke dürften die damals besonders gut belegt worden sein.
Auf dem weiteren Weg nach oben bekommen wir auch einen Blick in die Sky-Boxen. Die einhellige Meinung der anwesenden Fußball-Freunde: Zu wenig Stadionatmosphäre, da die Boxen zum Stadioninnenraum hin geschlossen sind.
Der weitere Aufstieg Richtung Dach bietet auch diesen schönen Blick auf den olympischen Platz.
Den Tourabschluss – allerdings nur bei der Techniktour exklusiv – bildet eine Besichtigung des Dachs. Dieses wird von extrem wenigen Trägerelementen gestützt. Das dies statisch überhaupt möglich ist, ist auf einen speziellen Stahl aus der Rüstungsindustrie zurückzuführen, der bei den Trägern zum Einsatz kommt. Ein Seitenhieb auf die Bürokratie, die daher jeden Träger einzeln beantragt und abgenommen sehen wollte, konnte da natürlich nicht ausbleiben.
Die Dachelemente sind mit diesen halbdurchsichtigen Matten abgespannt. Diese tragen das Gewicht von bis zu zwei Personen. Ausprobiert haben wir das aber sicherheitshalber nicht. Denn in der Höhe auf einer Art Stoff zu stehen braucht schon besonders gute Nerven.
Der Ausblick vom Dach auf das Spielfeld ist natürlich auch gegeben. Ein Spiel genießen kann man hier allerdings nicht. Der Grund sind diese Freunde:
Die Stadionbeschallung wäre hier oben extrem laut – dauerhafte Hörschäden wären nicht zu vermeiden wenn man hier im Dach eine Durchsage miterlebt. In unmittelbarer Nähe der Lautsprecher wäre eine Durchsage durch die Druckwellen sogar tödlich! Daher Deaktiviert das öffnen der einzigen Türe zum Dach aus Sicherheitsgründen alle dort vorhandenen Lautsprecher.
Damit endet unser Tour durch das Olympiastadion mit tollen Einblicken in die Gebäudetechnik mit diesem Sonnenuntergang.
Wie eingangs erwähnt kann ich die Tour sehr empfehlen. Solche Einblicke bekommt man nicht alle Tage. Und sowohl Technik- wie auch Fußballfans dürfte dabei das Herz höher schlagen.
Ich danke dem Olympiastadion Berlin für die Einladung zur Führung.