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Wenn das Handbuch nicht zum Auto passt

Inzwischen bin ich ja leidenschaftlicher Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs. Aber früher war das anders. Ich fuhr als meinen letzten eigenen Wagen einen Neuwagen eines schwäbischen Herstellers. Dazu gab es natürlich auch ein Handbuch. Und wisst ihr was: Ich habe es wirklich versucht zu lesen. Aber das war gar nicht so einfach. Denn das Handbuch las sich in etwas so:

„Wenn Sie den Schnickschnack-Assistenten haben, dann… “
„Wenn Sie den Schnickschnack-Assistenten mit Schabernack-Assistenten haben, dann …“
„Wenn Sie den Schnickschnack-Assistenten mit Schabernack-Assistenten jedoch ohne Blubberfasel-Unterstützung haben, dann …“
„Wenn Sie den Schnickschnack-Assistenten mit Schabernack-Assistenten ohne Blubberfasel-Unterstützung und ohne automatischem Niveauheber haben, dann …“

Die Anzahl der Assistent-Systeme und deren Unterversionen ergab eine sehr umfangreiche Anzahl an Kombinationen von Assistenzsystemen. Und damit ein verdammt dickes Handbuch, dass jede theoretisch denkbare Fahrzeugkombination beschrieb.

Negativ ausgedrückt: Der Großteil des Handbuchs war gar nicht für mein Auto geschrieben! Ich musste mich kapitelweise durch Beschreibungen blättern, die mich gar nicht betrafen. Und das obwohl der Wagen damals im mittleren fünfstelligen Preissegment lag. Da darf man doch bitte ein Handbuch erwarten können. Und zwar eines, das exakt meine Fahrzeugkombination beschreibt. Nicht jede erdenkliche. In Zeiten von Software und Print-on-Demand, sollte das doch möglich sein. (Ok, das ist sechs Jahre her. Aber auch damals gab es genügend Technik die das hätte abbilden können.)

Man mag einwenden, dass dieses Handbuch einer aufwendigen Freigabe unterliegt. Aber wir reden hier nicht von wirklichen Textänderungen sondern quasi nur dem Zusammenfügen der richtigen und zuvor aufwendig freigegebenen Textblöcke.

Man mag einwenden, dass ich beim Nachrüsten von Komponenten plötzlich andere Seiten aus dem Buch bräuchte. Aber die könnte man dann ebenso einfach „on demand“ nachdrucken.

Also ich damals auf Mallorca den A3 probefahren durfte, sprach ich die Audi-Mitarbeiter vor Ort auf dieses Thema an. Denn die Handbücher waren dort genau so aufgebaut. Aber auch sie hatten keine befriedigende Antwort für mich.

Die Tage bin ich wieder darüber gestolpert. Also mich ein Bekannter in einem Neuwagen mitnahm. Gleicher schwäbischer Hersteller, Grundpreis des Wagens: sechsstellig. Das Handbuch gibt es heute nicht mehr nur auf Papier sondern auch digital auf einem gigantischen Screen in der Konsole. Und wisst ihr was? Auch dieses elektronische Handbuch hat alle denkbaren Varianten beschrieben. Spätestens hier kann ich das gar nicht mehr nachvollziehen, denn im Gegensatz zum Papier ist die digitale Anzeige ja nun wirklich sehr leicht anpassbar. Und sie könnte sogar noch über die Bordelektronik auslesen, welche Assistenzsysteme im Auto verbaut sind und dann nur die entsprechenden Passagen anzeigen.

Das will mit – vor allem bei den hochpreisigen Autos – einfach nicht in den Kopf. Denn damit tun die Hersteller mit solchen Handbüchern nur eines: Sie vergeuden die Zeit Ihrer Kunden. Also vielleicht unser kostbarstes persönliches Gut.

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