Wer sich durch unsere Welt bewegt, wird an vielen Stellen feststellen, dass diese nicht gerecht ist. All zu oft erleben wir Dinge, die sich ungerecht und unfair anfühlen. Doch wenn wir das ändern wollen, braucht es zunächst eine Antwort auf die Frage, was Fairness, was gerecht ist. Dieser Frage geht der Dokumentarfilm „Fairness – Zum Verständnis von Gerechtigkeit“ auf den Grund. Er startet am 29.6.2017 in den deutschen Kinos. Ich hatte vorab die Chance mit den Pressetrailer anzuschauen.
Dabei fällt zunächst ein wesentlicher Punkt auf, der im Film auch dominant ist: Fair scheint für uns Menschen vor allem eine gerechte Verteilung von Geld zu sein. Das hat durchaus Sinn, wo doch Geld unser Tauschmittel für alles – oder zumindest alles Materielle – in unserer Gesellschaft steht. Natürlich gibt es auch unfaire Arbeits- und Lebensbedinungen. Diese enden am Schluss aber immer wieder (auch) in mehr oder weniger Geld, dass man zum Leben zur Verfügung hat. In sofern ist Geld wohl wirklich ein guter Indikator für Fairness.
Woher kommt unser Gerechtigkeitsgfühl?
Ein Aspekt des Films beschäftigt sich mit der Frage, wie unser Gefühl für Fairness entsteht. Woher stammt das Gefühl für gerecht und ungerecht. Die beispielhaft gezeigten Studien mit Kinden und Kapuzineräffchen lassen dabei zwei Schlüsse zu: Zum einen haben wir ein angeborenes Verständnis von Gerechtigkeit. Selbst sehr junge Kinder ziehen gerechte Puppen den ungerecht handelnden Puppen vor. Uns selbst bei den Versuchen mit Affen zeigt sich, dass Gerechtigkeit wohl auch ein evolutionäres Ergebnis ist. Dennoch gibt es aber auch Teile von anerzogener Gerechtigkeit, die sich von Gesellschaft zu Gesellschaft unterscheidet.
Interessant ist dabei auch eine Randnotiz einer norwegischen Studie. In dieser kam als beiläufiges Ergebnis heraus, dass die teilnehmenden BWL-Studenten am egoistischsten waren und die geringste Fairness im Test zeigten.
Wer entscheidet, was gerecht ist?
Auch der Frage, wer eigentlich entscheidet was gerecht ist, geht der Film nach. Dem eingangs erwähnten finanziellen Aspekt folgend, geht es hier sehr stark um Steuergesetze. Die Frage ob nun Politiker oder Bürger diese Gesetze machen, wird am Beispiel der Piratenpartei auf Island hinterfragt. Und reiche Menschen, die Steuerregeln definieren oder diese zumindest maßgeblich beeinflussen, hat sicherlich gerade hier in Deutschland angesichts des Cum-Ex-Skandals eine besondere Note.
Und wenn wir selbst entscheiden? An dieser Stelle zeigt der Film, dass wir viel öfter Ungleichheit in Kauf nehmen, als wird das uns selbst und anderen gegenüber eingestehen wollen.
Kann ich etwas ändern?
Auch der Frage, was einzelne Menschen als Beitrag zu einer gerechteren Welt leisten können, wird gestellt. Genau genommen wird die Frage nicht gestellt sondern in Form Portraits mutiger Menschen beantwortet, die sich gegen Ungerechtigkeit einsetzen. Seien es nun die Whistleblower wie Antoine Deltour (Luxenburg-Leaks), der Inderin Kiran, die sich gegen illegale Beschäftigung in Indien entgagiert, oder dem Briten Steve Lewis, durch dessen Aktion 20 Wochen lange Retouren für Amazon erzeugt wurden um einen Ausgleich für deren Steuerersparnisse zu schaffen.
Wie gerecht ist unsere Welt?
Schlussendlich zeigt der Film, dass wir in einer gerechteren Welt leben als noch in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten. Das es aber immer noch viel Ungerechtigkeit gibt und Mensche, die sich gegen diese engagieren. Und auch engagieren müssen, damit die Welt mehr Fairness bekommt. Doch an einer Stelle, in einem der Interviews, scheint auch durch, dass es wohl nie eine absolut faire und gerechte Welt geben wird. Das das Kämpfen darum stets Teil unserer Menschlichen Entwicklung bleiben wird.
Fazit
Wer sich mit diesen und anderen Fragen rund um die Gerechtigkeit beschäftigen möchte, dem sei der Film „Fairness – Zum Verständnis von Gerechtigkeit“ ans Herz gelegt.
Kinostart Deutschland: 29.6.2017
Laufzeit: 77 Minuten