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Wann ist ein Blog ein Moblog?

Nachdem Moe
kürzlich fragte, was denn die Blogospäre ist, will
ich heute auch einmal so eine Begriffsdefinition aufgreifen. Und das aus
einem ganz einfachen Grund: Ich sitze gerade in diesem Augenblick, als ich
diese Zeilen schreibe im ICE nach Düsseldorf. Ich bin also gerade mobil
unterwegs und blogge – wenn auch nur mit einer späteren Replikation. Und daher
möchte ich heute mal die Definition des Begriffs Moblog hinterfragen.

Wie ihr euch vorstellen könnt, ist diese Frage nicht ganz trivial
zu beantworten. Daher hier erst mal eine kleine Übersicht, was euch
erwartet, wenn ihr euch ein bischen Zeit zum Lesen meiner Diskussion
nehmt:

1. Woher kommt der Begriff Moblog?
2. Welche Definitionen gibt es?
3. Definition über das Zugangsgerät
4. Definition über die Zugangsart
5. Definition über die Fortbewegung
6. Definition über den aktuellen Ort
7. Definition über Inhalte
8. Was ist dann ein Moblog?
9. Ein Autor entscheidet zwischen „Blog“ und „Moblog“
10. Der Begriff „Moblog“ ist überflüssig!
11. Fazit

Zusammenfassend möchte ich vorausschicken, dass die
Unterscheidung zwischen Blog und Moblog eigentlich
nicht sehr genau gegriffen werden kann. Das wird mich
dazu führen, dass wir den Begriff „Moblog“ garnicht
mehr benötigen. Aber ich will nicht vorgreifen, lest
einfach selbst…

1. Woher kommt der Begriff Moblog?

Wenn wir zunächst das Wort betrachten, setzt es sich einfach aus zwei
Restandteilen zusammen: „Mobiles Bloggen“ beziehnungsweise auf Englisch
natürlich „mobile blogging“.

Gehen wir der Einfachheit einmal davon aus, dass die Begrifflichkeit des
Bloggens klar definiert ist und hier nicht diskutiert werden soll. Ich
verweise hier einfach mal auf die allseits geschätzte Wikipedia und die
dortige Definition eines Blogs.

Es bleibt also die Frage offen, was „mobil“ im Zusammenhang mit Bloggen
bedeutet.

2. Welche Definitionen gibt es?

Die deutsche Wikipedia
definiert
Moblog
zunächst als zusammengesetztes Wort (siehe oben) und ergänzt diese
Definition mit:

„Ein mobiles Weblog, oder Moblog, besteht aus Bildern
und zumeist kurzen Kommentaren, die mit einem tragbaren Gerät – wie z.B.
einem PDA oder einem Handy – auf eine Internetseite geladen werden.“

Die Definition von about.com schlägt in die gleiche
Kerbe und listet zusätzlich einige mobile Geräte auf, die Moblogging
ermöglichen:

„This [moblog] is the short form of the phrase ‚mobile blog‘ or
‚mobile blogging.‘ Mobile blogging is the practice of blogging
using mobile devices such as PDAs (personal digital assistants),
cell phones, camera phones, telephones, and email. Blogs
that are updated using these devices are called ‚moblogs.'“

Allerdings wird für diese Geräteliste kein Anspruch auf
Vollständigkeit erhoben, es sind nur einige Beispiele.
Im Gegensatz zur Wikipedia wird hier keine Aussage über
den Inhalt gemacht, wozu ich später noch kommen werde.

3. Definition über das Zugangsgerät

Vielleicht ist es eine gute Idee „Moblog“ über die Art des Zugangsgeräts
zu definieren. Mobloggen wäre dann die Nutzung eines mobile einsetzbare
Gerätes zur Erzeugung neuer Blogeinträge.

Wenn wir uns obenstehende Liste nochmals genau ansehe, werden
wir aber einige Geräte entdecken, die dort fehlen. Wie sieht es
etwas mit Notebooks aus? Und wenn Notebooks zu schwer sind, um
als „mobil“ zu gelten, dann sind zumindest doch Subnotebooks
mobil, oder nicht.

Weiterhin müssen wir uns fragen, ob beispielsweise das Bloggen
aus einem Internetcafe oder anderen öffentlichen Internetzugängen
als mobile Blogging bezeichnet werden müsste. Denn hierbei sind
zwar die Zugangsgeräte nicht mobil, sehr wohl aber die Menschen,
die sie zum Bloggen nutzen.

Und selbst der mitgebrachte PC ist auf einer LAN-Party,
Veranstaltungen wie dem CCC-Kongress oder Messen plötzlich
mobil geworden. Etwas abstrus aber durchaus möglich wäre
es natürlich auch einen normalen PC und Monitor in einem
ICE an die Steckose anzuschliessen und zu nutzen. Dieser
wäre dann wohl auf jeden Fall als mobil zu bezeichnen.

Umgekehrt kann ich jedes dieser offensichtlich mobilen Geräte
auch zum „normalen“ Bloggen verwenden. Wenn ich Gefallen daran
finde, kann ich mich mit meinem Communicator an meinen Schreibtisch
setzen und per GPRS- oder HSCSD-Verbindung bloggen. Aber dabei
bin ich bestimmt nicht mobil unterwegs und mein „normales“
Blogginggerät steht direkt neben mir. Es ist nur meine persönliche
Entscheidung, mehr Geld für einen teuren Zugang auszugeben.
Wäre ein solch erzeugter Eintrag dennoch ein Moblog-Eintrag?

Die Übergänge zwischen mobilen und statischen Geräten sind also
schwimmend. Und jedes mobile Gerät kann auf jeden Fall auch
none-mobil eingesetzt werden und fast jedes nicht-mobile Gerät
kann auch mobil eingesetzt werden. Also stellt sich die Frage
nach einer Definition, die sich nicht auf das zum Bloggen
eingesetzte Gerät bezieht.

4. Definition über die Zugangsart

Um zunächst weiter auf einer technischen Ebene zu bleiben
bietet sich die Definition über die Zugangsart an. Dazu formulieren
wir die Frage nach einem mobilen Zugangsgerät einfach zur der nach
einer mobilen Zugangsart um.

Definitiv mobile Zugangsarten sind dabei sicher klassische
Handytechnologien, wie GPRS und HSCSD als Datenübertragungsprotokolle.
Bei geeigneter Schnittstelle zu der Blog-Software ist auch
ein Blogging per MMS (vorzugsweise von Bildern) oder sogar SMS (bei
kurzen Texten oder Kommentaren, ggf. durch mehrere SMS) denkbar.
Und auch die UMTS Technologie sowie gebietsbeschränkte aber portable
„DSL-Zugänge“, z.B. von Airdata in Stuttgart, sind inzwischen
erschwinglich geworden. (Man beachte die
fast etwas lächerliche Bezeichnung „Portable DSL“, wobei DSL ja für
Digital Subscriber Line steht, also einen festen Draht voraussetzt.)

Etwas komplizierter wird es Wireless LAN. Während ein lokal installiertes
WLAN sicher nicht als mobile zu bezeichnen ist (auch
wenn man innerhalb des Gebäudes mobil ist), wie sieht es mit Hotspots aus?
Diese sind ja eigentlich auch nichts anderes als speziell zu nutzende
lokale WLANs. Sind diese nun mobil?

Und um die Frage nach dem Hotspot noch weiter zu vertiefen: Ein ungeschützes
WLAN ist ja quasi auch eine Art unfreiwilliger Hotspot. Wenn ich also
über das offene WLAN eines Nachbarn blogge, ist das dann mobloggen?

Verschärfend kommt hinzu: Wie ist es um Blog-Einträge bestellt, die
definitiv mobil geschrieben werden und dann erst später mit der
Blogsoftware abgeglichen werden?

Um ein Beispiel zu nehmen: Ich fahre
gerade durch den Bahnhof Ludwigshafen, bin also mobil und werde den
Eintrag erst später im Hotel via Hotspot beziehungsweise morgen im
Büro von eQuisto
einen manuellen Abgleich mit Movable Type vornehmen. Verschärfend kommt
hinzu, dass ich im Büro noch einige Quellen heruntergeladen und lokal
gespeichert habe und vor dem Upload noch ein paar mit TODO markierte
Stellen um einige Links ergänzen muss, die ich weder vorhin nachgeschaut
noch im Kopf habe. Ist das nun mobiles Bloggen?

Abschliessend möchte ich für diese Definitionsgrundlage wieder
auf den Communicator aus dem vorangegeangenen Abschnitt verweisen:
Ich kann ihn auch zum Bloggen verwenden, auch wenn mein
Blogging-System mir „normalem“ Netzzugang direkt neben mir steht.
Es ist nur eine Kostenfrage…

Es scheint also, dass die Zugangsart ebenfalls keine geeignete
Definiton darstellt. Dies schliesst auch die verschiedenen
Übertragungsprotokolle wie SMS, MMS, HTTP (via TCP/IP) und SMTP
(via TCP/IP oder auch anderen Netzwerkprotokollen) mit ein. Damit
stehen wir an dem Punkt, dass wir uns von einer technischen
Definition lösen müssen.

5. Definition über die Fortbewegung

Diesen Abschnitt möchte ich kurz halten, denn es ist schon fast
offensichtlich, dass mobloggen nichts mit einer aktuell
vorherrschenden physikalischen Fortbewegung, beispielsweise
eine Zug- oder Autofahrt, verknüpft sein muss.

Sicherlich gibt es keine mobilere Situation als eine tatsächliche
Fortbewegung während des Bloggens. (Leider habe ich keine aktuelle
Geschwindigkeit, da die Anzeige des ICE gerade das Boardrestaurant
bewirbt.) Allerdings ist das Bloggen aus einem Starbucks via
Hotspot ibeziehungsweise UMTS sicher als Mobil zu bezeichnen, auch wenn man dort im Sessel
gerade relaxt sein Heißgetränk vernichtet.

6. Definition über den aktuellen Ort

Eine weitere interessante Definition stammt von Dave Winer und ist
in einer englischen Diskussion des Moblog-Begriffs zu finden:

„Moblogging is any activity that occurs away from your
normal blog-writing place whose purpose is to create
content for your blog.“

Dies ist natürlich ein interessanter Ansatz: Jeder Blogger hat seine
Standard-Blogging-Orte. Wenn er woanders bloggt, ist das mobiles
Blogging. Bei mir wären diese beiden Orte sicherlich meine Wohnung
und mein Büro. Demzufolge wäre mein aktueller Eintrag auch als
Moblogging zu werten.

Allerdings lässt diese Definition auch die Frage offen, ob der Ort
des Schreibens oder der Ort des Uploads für die Klassifizierung
zwischen Bloggen und Mobloggen heranzuziehen ist.

Und wie sieht es im Urlaub aus? Dort wechselt mein normaler
Blogging-Ort sicher für einige Tage in mein Feriendomizil,
wenn man Glück hat sogar für ein paar Wochen. Wie wäre ein
solcher Ort zu bewerten?

Oder um noch ein extremeres Beispiel zu erwähnen: Die Freunde
aus unserem Bahncard-Abenteuer von Nico Lumma
scheinen häufiger ICE zu fahren. Es wäre also denkbar, dass sie
häufiger im ICE bloggen. Das ist definitiv mobil, aber dennoch
vielleicht schon rein statistisch als Standard-Blog-Ort von ihnen
zu bezeichnen.

Auch das Bloggen von einem PC eines Bekannten, von einem PC in der
Firma eines Kunden oder Ähnliches würde ich nicht als mobil
bezeichnen.

Damit scheidet für mich die Definition von Dave Winer leider auch aus.

7. Definition über Inhalte

Auf der oben bereits verlinkten
englischen Diskussion des Moblog-Begriffs
findet sich ganz unten im „Update“ eine weitere interessante
Definition des Autors selbst:

„I read another blog (in norwegian) commenting on Winer´s definition.
This emphasize that moblogging happens close to an event (in time
and space).“

Als Definition wird also nicht der Ort oder die Art des Bloggens
herangezogen sondern der Inhalt des Blog-Eintrags. Wenn er
zeitnah und raumnah zu einem Event vorgenommen wird, ist er mobil.
Dann wäre also die Live-Blogging-Aktion vom Stuttgarter
OpenBC-Stammtisch
ein Moblog-Event par excellence gewesen.

Allerdings beachtet diese Definition wieder nicht solche Blogeinträge
wie diesen. Er hat inhaltlich nichts mit einem Event zu tun –
höchstens vielleicht, dass er durch ein aktuelles
persönliches Geschehen (hier die Bahnfahrt) initiiert wurden. Aber
auch das ist nur scheinbar, denn eigentlich wollte ich diese Diskussion
schon vor Wochen schreiben, habe sie mir dann aber auf die Bahnfahrt
gelegt, weil ich hier endlich mal Zeit habe ein paar Gedanken klar zu
fassen und niederzuschreiben. Es war also nicht initiiert durch die Fahrt
sondern für die Fahrt geplant. (Sonst hätte ich mir ja auch kaum
vorher Material vorbereitet…)

Auf der andern Seite könnte man auch wieder attestieren, dass ich immer
wieder Bezug auf ein aktelles Event nehme. Allerdings ist es eher ein
privates Event – die Bahnfahrt eben.

Und wenn die Zeit reicht, werde ich nachher noch einen weiteren
Eintrag hier im ICE verfassen, der kleinerlei Bezug zu meiner
Reise hat. Dabei wird es um die Vor- und Nachteile freier
Bilddatenbanken gehen. Dieser Eintrag wird also auch wieder mobil
geschrieben und später hochgeladen.

Und noch ein weiterer Kritikpunkt tut sich auf: Häufig werden
nach dieser Definition mobil erstellte Einträge später none-mobil
redaktionell Überarbeitet. Tippfehler werde entfernt, Bilder,
Tonmitschnitte oder kleine Filme werden wegen der Bandbreite
vielleicht nachgereicht etc. Diese Tätigkeit wird häufig auf den
selben Eintrag vorgenommen und ist sicher nicht als mobil
zu bezeichnen.

8. Was ist dann ein Moblog?

Ich habe bislang fünf verschiedene Definitionen vorgestellt, die
allerdings alle so ihre Stärken und Schwächen haben. (Um wieder einen
Bezug zu einem aktuellen Event herzustellen: ICE 714 fährt gerade
in den Hauptbahnhof Mainz ein.) Dabei sehe ich noch nicht mal die
Möglichkeit einen persönlöichen Favoriten zu benennen, weil
meiner Meinung nach alle vorgestellten Definitionen zu viele
Fragen offen lassen beziehungsweise erst garnicht versuchen zu
lösen.

Daher möchte ich zwei Thesen in den Raum stellen und zur Diskussion
freigeben. (Oder soll ich besser sagen „zum Abschuß“ freigeben?
Martin Röll
hat damals in seinem Vortrag gesagt, dass
man als Blogger sehr schnell eine gewisse Demut verspürt, denn im
Netz da drausen gibt es immer jemanden, der alles
besser weiss als man selbst. Und damit sind nicht die immer und
ewig Besserwissenden gemeint, sondern Leute, die es wirklich
besser wissen!)

Meine erste Thesen lautet: Es liegt im Ermessen
des Autors seinen Eintrag als mobil einzustufen und
demzufolge als gemobloggt zu bezeichnen.
Diese
These möchte ich im anschliessenden Absatz diskutieren.

Meine zweite These geht noch deutlich weiter. Ich möchte in
den Raum stellen, dass wir den Begriff Moblog gar
nicht (mehr)
benötigen. Diese These will ich als
Abschluß diskutieren.

9. Ein Autor entscheidet zwischen „Blog“ und „Moblog“

Zu meiner ersten These: Es liegt im Ermessen
des Autors seinen Eintrag als mobil einzustufen und
demzufolge als gemobloggt zu bezeichnen.

Wir haben immerhin fünf verschiedene Definitionen, die noch
nicht mal alle unstrittig oder klar sind. Selbst jede einzelne
davon wirft ausreichend Fragen auf, um sie als nicht konsistent
bezeichnen zu können.

Nehmen wir als Beispiel wieder diesen Blogeintrag. Ist der nun
gebloggt oder gemobloggt?

Für gemobloggt sprechen folgende Punkte:

  1. Definition über das Zugangsgerät:
    Ich schreibe diese Zeilen an einem Notebook, welches
    ein mobiles Gerät ist.
  2. Definition über die Zugangsart:
    Ich schreibe den Artikel zwar offline, werde ihn aber
    wenn alles klappt über einen Hotspot hochladen, also
    eine mobile Anbindung. Haut das nicht hin werde ich
    ich auf UMTS ausweichen: Geht es noch
    mobiler? (Nachtrag: Der Hotspot war mir gnädig gesonnen.)
  3. Definition über die Fortbewegung:
    Der ICE fährt gerade in diesem Augenblick noch nicht sehr
    schnell (siehe den übernächsten Punkt), aber er fährt ganz
    definitiv und beschleunigt deutlich.
  4. Definition über den Ort:
    Das ist definitiv meiner Blog-Eintrag den ich in einem
    ICE geschrieben habe. Nein, halt, ich habe gerade vorher
    einen über das Fish and Chips bei der
    Nordsee geschrieben. Aber der ICE ist sicher nicht mein
    Standard-Blog-Ort.
  5. Definition über den Inhalt:
    Um den aktuellen Event-Bezug zu festigen: Wir haben
    vor ein paar Minuten Wiesbaden verlassen.

Dagegen würden folgende Ansichten sprechen:

  1. Definition über das Zugangsgerät:
    Genau dieses Notebook ist für mich auch mein
    Desktopersatz. Ich nutze die Maschine jeden Tag
    etliche Stunden, sogar so intensiv, dass sich die
    Ablageflächen meiner rechten Hand deutlich
    auf dem Notebook abzeichnet. Es ist Arbeitsplatz
    und Homeoffice. Ein „echtes mobiles“ Gerät wäre
    ein Fotohändy oder ähnliches.
  2. Definition über die Zugangsart:
    Hoffen wir, dass der Hotspot-Zugriff klappt. Denn
    der ist doch nicht wiklich mobil, oder?
  3. Definition über die Fortbewegung:
    Die Definition ist sowieso als untauglich auszumustern
    und scheidet also als Argument aus. Außerdem werden
    die Uploads von festen Orten vorgenommen.
  4. Definition über den Ort:
    Wieviele Artikel werde ich wohl in der voraussichtlichen
    verbliebenen Stunde am Ende dieses Artikels schreiben.
    Und wieviele werde ich wohl auf den drei Stunden
    Rückfahrt schreiben? Der ICE könnte sich zu meinem
    Standard-Blogging-Ort entwickeln – wer weiß?
    Und wieder: Der Upload wird von nahezu gewöhnlichen
    Orten vorgenommen, nämlich einem Hotelzimmer und nach
    der Rückfahrt von mir zu Hause oder aus dem Büro.
  5. Definition über den Inhalt:
    Auch meine krampfhaften Verweise auf die aktuelle
    Reise können nicht darüber hinwegtäuschen: Es handelt
    sich um den langweiligen Versuch der Definition des
    Begriffs „Moblog“ ohne den Bezug zu einem „echten“
    Event. (Naja, wenn du bist hier gelesen
    hast scheint es doch nicht so langweilig gewesen zu
    sein. 😉

Es gibt also eine ganze Reihe von Argumenten für beide
Ansichten, die man jeweils um Gegenargumente ergänzen
und gegeneinander abwegen müsste.

Wir könnten versuchen Punkte für verschiedene Moblog-Kriterien
zu vergeben und ab einer gewissen Punkezahl ist die
Moblog-Definition erfüllt. So eine Liste objektiv abarbeitbarer
Punkte wäre zumindest einfacher als sich endlos mit Argumenten
pro und kontra zu bewerfen. Aber dies würde die Diskussion nur
verschieben: Denn wir müssten die Punkteverteilung und den zu
erreichenden Grenzwert ausdiskutieren. Keine gute Idee also.

Daher ist es doch vielleicht mal eine gute Idee mal auf etwas
zu hören, was uns technisch orientierten Menschen häufig
abgesprochen wird: Gefühle. Empfinde ich als Autor, dass dieser
Eintrag mobil gebloggt wurde? Denke ich, dass ich mobil gebloggt
habe? Oder war das nur eine Arbeitsvorbereitung für das echte
Bloggen und Go-Live nachher? Was sagt mir mein Empfinden und nicht
mein Verstand? Denn der Verstand kann diese Frage anhand objektiver
Kriterien nicht entscheiden.

Damit hätten wir eine Definition, die eindeutig ist: Einzig
der Autor entscheidet zwischen bloggen und mobloggen, zwischen Blog
und Moblog.
Warum er sich für die eine oder andere Variante
entschieden hat, spielt dabei keine Rolle.

Wenn er es dabei übertreibt, beispielsweise, weil er nur an einem
Notebook bloggt, das mobil sein kann, es aber gerade nicht ist, und das
dann als „Moblog“ anpreist, werden es seine Leser
schon richten (ich erinnere an Martin Röll, siehe oben). Etikettenschwindel wird
im Netz meistens zimlich schnell aufgedeckt.

Wobei in diesem Fall dann nicht die Entscheidung und das Gefühl
des Autors entscheident wären, sondern die seiner Leserschaft.
Aber wir sezieren hier ja schon wieder eine Ausnahmesituation
dieser Definition. Und diese läuft auf eine Art Entmündigung durch
die Netzcommunity hinaus. Dem Autor wird quasi seine normalerweise
vorhandene Entscheidungsfreiheit entzogen, seine Kommentare wenden
sich gegen ihn, sein RSS-Feed wird abbestellt, …

10. Der Begriff „Moblog“ ist überflüssig!

Damit möchte ich zu meiner zweiten These übergehen: Der
Begriff eines Moblogs ist überflüssig.

Allerdings bin ich versucht, das etwas einzuschränken: Der Begriff
Moblog ist inzwischen überflüssig.

Worauf ist denn ein Großteil unserer Probleme bei der Suche nach
eine Definition zurückzuführen? Es handelt sich doch um die Tatsache,
dass der Begriff „mobil“ nur schwer gefasst werden kann. Oder sagen
wir besser „mobile Datenkommunikation“. Dies hat seine Ursache wohl
darin, dass die Grenzen hier rein technisch immer verschwommener
werden.

Ein mobiler Breitbandzugang, wenn man UMTS beziehungsweise einen
Hotspot denn so bezeichnen
möchte, ist inzwischen erschwinglich geworden. (Wenn man die etwa 1,60
€ pro MB per UMTS beziehungszweise etwa 10 € für zwei Stunden
am Hot-Spot als erschwinglich bezeichnen möchte. Aber als Mensch, der
sich ohne Webzugang nur halbwertig fühlt, tue ich das einfach mal.)
Die UMTS-Zugangskarten
bieten parallel als Fallback immer auch gleich noch GPRS-Verbindungen
und die neue Generation dazu falls vorhanden WLAN-Zugang. Auch hier findet eine
weitere Verwischung der Grenzen statt.

Die Leistungsfähigkeit und das geringe Gewicht aktueller Notebooks
machen sie häufig zu mobilen Desktops. Viele unserer Kunden haben
Desktops an ihren Arbeitsplätzen stehen, die man abends einfach
mitnehmen kann. Auch hier spielen fallende Preise eine nicht unerhebliche
Rolle.

Internet-kommunikative Menschen wie ich besitzen daher meistens gleich mehrere
Möglichkeiten mobil online zu gehen. So kann ich mit meinem Communicator
sowohl GPRS als auch HSCSD nutzen. Und das Notebook, was ich auch immer
mit mir führe, gestattet mir sogar noch mehr: UMTS, GPRS, WLAN über
gleich zwei WLAN-Karten (eine interne und eine per PCMCIA) und theoretisch
auch noch HSCSD via Infrarot und dem Handy. Getoppt wird das von einem
unserer Kunden, der meistens gleich zwei Communicator und mindestes ein
(meinstens aber zwei) Notebooks mit sich führt und dabei wohl auf gut
ein Dutzend verschiedenster Zugangsmöglichkeiten kommt.

Es drängt sich die Frage auf, ob die mobile Datenkommunikation nicht
inzwischen so selbstverständlich geworden und so verbreitet ist,
dass sie eigentlich gar nichts besonderes mehr ist. Nun mögen mir
hier einige wiedersprechen wollen, denn ich zeige hier Geschäftsmenschen
auf, für die dies ein Muss ist und die Preise nur eine untergeordnete
Rolle spielen. Dem möchte ich die neuen UMTS-Handys entgegenhalten,
für die Vodafone
inzwischen sogar anfängt TV auf dem Handy anzubieten.
Und von den ganzen weit verbreiteten MMS-fähigen Handys, die inzwischen
bald jeder zu haben scheint, wollen wir da mal noch garnicht reden.

Wenn so betrachtet mobile Datenkommunikation also eine
Selbstverständlichkeit geworden ist, wieso sollte dann mobiles
Bloggen noch etwas besonderes sein? Sicher mag man argmentieren,
dass die Komination von Mobilität und Bloggen noch ungewöhnlich
ist. Aber das liegt wohl eher an der mangelnden Verbreitung der
Blog-Technologie als der mobilen Datenkommunikation.

Und was wird wohl erst passieren, wenn die großen Mobilfunkanbieter
und Handy-Mehrwertdienste entdecken, dass mit Live-Fotoblogging bei
Jugendlichen sicher ein enormes finanzielles Potential abgeschöpft
werden kann. Spätestens wenn Klingeltöne und Flirt-Chats keine
weiteren Steigerungen beim Umsatz versprechen, wird man sich nach
neuen Ideen umschauen…

Also würde ich den Begriff „Moblog“ entsorgen und mich auf den
Begriff „Blog“ beschränken. Denn es dürfte schon ausreichend
schwierig sein, allein diesen Begriff zu fassen. (Aber das möchte
ich hier wie bereits erwähnt nicht versuchen.) Und ob das
ganze nun mobil stattfindet oder nicht, dass spielt heute
keine Rolle mehr.

Womit wir bei einem interessanten Phänomen wären, das vielleicht
typisch für eine Technik ist: Der technische Fortschritt macht
eine neue Technik zumindest als Begriff obsolet, bevor sich die
Technik überhaupt umfassend durchsetzen konnte. (Was auch immer
nun genau für Techniken für das mobile Bloggen hierbei verwendet
werden.)

11. Fazit

Ich möchte mit folgender Feststellung schliessen: Ich werde
in Zukunft für dem Begriff Blog bzw. bloggen entscheiden, nicht
Moblog bzw. mobloggen. Und zwar unabhängig davon wie und wo ein
Blog-Eintrag entsteht.

Das ist schlicht die konsequente Kombination meiner beiden Thesen:
Selbst wer die zweite ablehnt, wird vermutlich der ersten eine
gewisse Logik abgewinnen können. Das wiederum bedeutet, dass ich
entscheide, ob ich meine Tägigkeit als Bloggen oder Mobloggen
bezeichnen möchte. Und demzufolge habe ich mich entschieden.

Nachtrag

Dies ist einer der längsten Artikel gewesen, die ich bislang gebloggt habe.
Länger war nur mein Artikel zur Suchmaschinenoptimierung.
Es ist irgendwie schon ein schönes Gefühl so einen Artikel abzuschliessen,
wenn man ihn schon eine ganze Weile vor sich herschiebt. Daher freue ich
mich auf eine hoffentlich rege Diskussion.

Etwas schade ist allerdings, dass ich diesen Artikel – wie alle anderen
auch – nur auf Deutsch verfasst habe. Sollte sich jemand von meinen
treuen Lesern berufen fühlen die englischsprachigen Blogs mit meinen
Thesen und Argumenten zu bereichern, tut euch keinen Zwang an… 😉

2 Kommentare

  1. Hier noch ein paar Gedanken zur Auseinandersetzung, die sicherlich interessant und ausführlich ist. Aber warum in aller Welt sollte ich mir überhaupt Gedanken mache, ob ich blogge oder moblogge.

    Was mir in der Diskussion fehlt ist ein Hinweis auf Howard Rheingold, der Moblogging immer mit den Cameraphones verbindet und insbesondere Sites für Moblogging erwähnt.
    Interessanter Artikel dazu:
    http://pcworld.about.com/news/Apr062004id115497.htm

    Ich sehe zum Beispiel Flickr als Moblogging Site, wobei hier, wie auch bei Rheingold das Hauptaugenmerk auf dem Punkt Fotos liegt. Ich meine auch, dass Nokia erwähnt gehört, die mit Ihren ersten Mobiles mit Kamera ja ein Getöse gemacht haben und Charlie Schick erzählt ja auch gerne über Lifeblogging – siehe auch Lesblogs …

    Nokia hatte wohl in Finnland einen – ich glaub es war sogar ein Journalist – dazu überredet mit dem Cameraphone übers (Finn)Land zu ziehen und das mit dem Handy via Blog zu dokumentieren.

    In sofern ist wohl die ganze Diskussion oben, zwar ausführlich aber nicht wirklich vollständig, da die Entstehungsgeschichte ein wenig fehlt.

    Oder?

  2. Lese jetzt erst den Artikel hier über Moblog. Wann ist ein Blog ein Moblog? Ganz einfach, wenn er von Mo betrieben wird!!! :-))
    Lg Mo

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